Mercury-Atlas 5


Mercury-Atlas 5 (MA-5) war eine Mission im Rahmen des amerikanischen Mercury-Programms mit dem Schimpansen Enos an Bord.

Fünf Stunden vor dem Start wurde Enos mit seinem Raumanzug in die Kapsel gesetzt. Der Start erfolgte am 29. November 1961 um 15:08 UTC. Enos war darauf trainiert, auf bestimmte Reize an Hebeln zu ziehen, worauf er mit Wasser und Bananenstückchen belohnt oder im Fehlerfall mit elektrischen Schlägen bestraft wurde. Gegen Ende des Fluges versagte jedoch der Mechanismus, so dass Enos trotz richtiger Reaktionen Elektroschocks bekam. Dennoch führte Enos die Aufgaben weiter durch.

Am Ende des ersten Umlaufs bemerkte die Bodenmannschaft, dass die Uhr in der Kapsel um 18 Sekunden vorging. Beim Überflug über Cape Canaveral wurde die Uhr wieder synchronisiert. Kurz darauf empfing das Übertragungsschiff im Atlantik erste Anzeichen für steigende Temperatur in der Kapsel. Diese wurden von der Übertragungsstation auf den Kanaren bestätigt. Die Temperatur stieg von 18 °C auf 26 °C. Dies führte auch zum Ansteigen von Enos’ Körpertemperatur von 37,3 °C auf 38,1 °C. Allerdings stieg die Körpertemperatur nicht mehr weiter, woraus die medizinischen Beobachter schlossen, dass das Kühlsystem wieder arbeitete.

Ein Metallsplitter in einer Treibstoffversorgungsleitung hatte außerdem dazu geführt, dass eines der rechtsdrehenden Triebwerke ausfiel. Das ausgefallene Triebwerk führte dazu, dass das Raumschiff aus seiner normalen Fluglage abdriftete. Diese Drift veranlasste das automatische Stabilisierungs- und Kontrollsystem, die Fluglage des Raumfahrzeugs zu korrigieren. Deswegen driftete die Kapsel langsam aus ihrem vorgesehenen Orbit, bevor ein Korrekturschub sie wieder zurückbrachte. Dies wiederholte sich neunmal vor dem Zünden der Wiedereintrittstriebwerke und dann noch einmal vor dem Wiedereintritt selbst. Dadurch wurde mehr Treibstoff als geplant verbraucht. Gegen Ende des zweiten Orbits wollten die Mediziner Enos noch auf einen dritten Orbit schicken, die Ingenieure hatten jedoch Bedenken, dass der Treibstoff nicht reichen würde. Flight Director Chris Kraft entschied sich schließlich für den Wiedereintritt nach dem zweiten Umlauf.

Im Bergungsgebiet warteten die US Navy Zerstörer USS Stormes und USS Compton sowie eine Martin P5M. Die Kapsel wurde drei Minuten vor der Wasserung in einer Höhe von 1.500 Metern vom Flugzeug gesichtet. Dieses blieb bis zum Eintreffen der USS Stormes, eine Stunde und 15 Minuten später, und dokumentierte die Wasserung südöstlich von Bermuda. Die Kapsel wurde an Bord des Zerstörers gebracht und die Luke kontrolliert abgesprengt. Die Auslösung erfolgte von außerhalb der Kapsel durch Ziehen an einer Schlaufe. Enos war bei guter Gesundheit.

Am 4. November 1962 starb Enos an Ruhr, verursacht durch Shigellose, die gegen die damaligen Antibiotika resistent war. Vor seinem Tod stand er zwei Monate lang unter ständiger Beobachtung. Pathologen bei Holloman berichteten, dass sie keine Symptome gefunden hätten, die auf seinen Raumflug vor einem Jahr zurückgeführt oder damit in Zusammenhang gebracht werden könnten.

Mit diesem erfolgreichen Flug waren die Mercury-Kapsel und die Atlas-Rakete für bemannte Flüge in den Weltraum qualifiziert.

Missionsdaten
Mission
Mercury-Atlas 5 (MA-5)
Trägerrakete
Atlas 93-D
Nutzlast
Mercury Kapsel #9, Schimpanse Enos
Start
29. November 1961
Startplatz
Startkomplex 14 (LC-14), Cape Canaveral, Florida
Landung
29. November 1961
Flugdauer
3 h 20 min 59 sec
Erdumkreisungen
2
Bergungsschiff
USS Stormes
Apogäum
237 km
Perigäum
160 km
zurückgelegte Distanz
81.902 km
Maximale Geschwindigkeit
28.212 km/h
Maximale Beschleunigung
7,7 g