Mercury-Atlas 6


Mercury-Atlas 6 (MA-6) startete am 20. Februar 1962. Der Pilot John Glenn war mit diesem Flug der erste US-amerikanische Astronaut in einer Erdumlaufbahn.

Die vorherigen bemannten Flüge Mercury-Redstone 3 und Mercury-Redstone 4 waren suborbitale Flüge gewesen.

Nachdem mit Mercury-Atlas 5 der letzte Testflug erfolgreich verlaufen war, konnte nun endlich das eigentliche Ziel des Mercury-Programms ins Auge gefasst werden: einen Amerikaner in die Erdumlaufbahn zu bringen.

Der Flug war zuerst für den 27. Januar angesetzt, musste aber mehrfach verschoben werden, weil der bedeckte Himmel das Filmen des Starts nicht zuließ. Außerdem erforderte ein defekter Tank eine größere Reparatur.

Mercury-Atlas 6 wurde schließlich am 20. Februar 1962 gestartet, zehn Minuten später erreichte Friendship 7 die Umlaufbahn.

Während der zweiten Erdumkreisung signalisierte die Landekapsel, dass der Hitzeschild nicht mehr korrekt saß. Wenn diese Anzeige stimmte, würde Friendship 7 beim Wiedereintritt verglühen. Die Leitstelle entschied deshalb, dass die Bremsraketen nach dem Zünden nicht wie üblich abgeworfen würden. Damit sollte der lockere Hitzeschild in Position gehalten werden, bis er durch den steigenden Luftdruck angedrückt würde.

Nach dem Flug ergab die Inspektion der Raumkapsel, dass ein defekter Mikroschalter das Signal „Landing Bag Deployed“ ausgelöst hatte. Der Hitzeschild saß also nicht locker. Der Landesack war ein Luftsack mit vielen kleinen Löchern zwischen Hitzeschild und Kapsel, der den Zweck hatte, den Aufprall der Kapsel auf die Wasserfläche zu dämpfen. Sobald der Landesack ausgefahren war, was normalerweise erst nach dem Öffnen des Fallschirms geschah, würde der Hitzeschild nur noch lose am Boden des Luftsacks baumeln, anstatt fest mit der Kapsel verbunden zu sein, wie es für den Orbitalflug und Wiedereintritt vorgesehen war.

Glenn zeigte sich irritiert, dass man ihm den Zustand seiner Raumkapsel zunächst verschwiegen hatte. Er vertrat die Auffassung, dass der Astronaut immer alle Informationen über sein Gefährt haben sollte, auch für den Fall, dass der Funkkontakt zur Erde abreißt. Der Flugdirektor Chris Kraft jedoch hielt dagegen, dass Glenn sowieso nichts hätte tun können, wäre der Hitzeschild tatsächlich lose gewesen.

Während des Niedergangs pendelte die Friendship 7 stark, und der Treibstoff für die Lageregelung wurde restlos verbraucht. Der Hilfsfallschirm löste jedoch früher als geplant aus und stabilisierte die Landekapsel.

Da Friendship 7 zum Schluss leichter als geplant war, wurde der berechnete Landepunkt um 60 Kilometer verfehlt. Der Zerstörer USS Noa hievte die Landekapsel mitsamt dem Astronauten an Bord. Glenn sprengte die Einstiegsluke auf und zog sich dabei eine kleine Verletzung an der Hand zu. Glenn wurde sofort medizinisch untersucht, zeigte aber außer Erschöpfung und Durst keine Beschwerden.

Mit diesem vollwertigen bemannten Raumflug hatten die USA zur Sowjetunion aufgeschlossen, die jedoch nach Anzahl und Dauer der Raumflüge führte. Glenn wurde als Held gefeiert. Mit diesem Flug waren die Ziele des Mercury-Programms erfüllt, weitere bemannte Mercury-Atlas Starts sollten jedoch bald folgen.

Missionsdaten
Mission
Mercury-Atlas 6 (MA-6)
Trägerrakete
Atlas 109-D
Nutzlast
Mercury Kapsel #13 „Friendship 7“
Besatzung
John H. Glenn
Start
20. Februar 1962
Startplatz
Startkomplex 14 (LC-14), Cape Canaveral, Florida
Landung
20. Februar 1962
Flugdauer
4 h 55 min 23 sec
Erdumkreisungen
3
Bergungsschiff
USS Noa
Apogäum
261 km
Perigäum
161 km
zurückgelegte Distanz
121.794 km
Maximale Geschwindigkeit
28.234 km/h
Maximale Beschleunigung
7,7 g